Freitag, November 01, 2019

what we´ve done | 31


what we´ve done in the last months
part 30
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Den Frühlings-Post könnt ihr euch hier nochmals ansehen: wwd|30



Sommer 2018

Der Juni war furchtbar heiß. Wir versuchten unsere Altbau-Erdgeschoss-Wohnung ständig herunterzukühlen, was uns aber eher schlecht, als recht gelang. Stattdessen traf ich mich außerhaöb der Wohnung mit meinen Freunden, welche nach und nach selbst im Job ausstiegen, da auch sie Familienzuwachs erwarteten.

Ich hütete die Pflanzen von meiner liebsten Lea, als diese sich auf Madeira entspannten. Diese Wohnung im warmen Morgenlicht zu sehen bedeutet für mich großes Glück.

Als Schwangere den Sommer zu erleben ist nicht unbedingt leicht. Klar, man hat weniger das Klamotten-Problem wie die Winter-Schwangeren, die verzweifelt nach passenden Mänteln suchen, welche sie noch über den Bauch bekommen. Dahingegen spürte ich von Woche zu Woche mehr Wassereinlagerungen im Körper, welche sich besonders auf die Beine und Füße legten. Knöchel besaß ich also quasi nicht mehr- und auch generell fühlte ich mich eher wie ein Schwamm, als eine Frau.

Meine besten Freunde besuchten uns in Dresden, um Ben´s Geburtstagsgeschenk einzulösen und gemeinsam Essen zu gehen. Vor allem auch, um mal wieder für uns Drei(+0,5 + 0,5) Zeit zu habem und quatschen zu können. So wie Früher. Bloß, dass es eben doch anders war, weil da eben in Janet und mir Menschlein heranwuchsen. Ich habe die Zeit mit ihnen so genossen. - So wie immer, wenn man vertraute Menschen um einen hat, die man zwar nur sporadisch sieht. Aber mit denen man immer einfach so anknüpfen kann, als hätte man sich erst gestern getroffen. Ich glaube, dass das viele sehr gute Freundschaften ausmacht.

Nebenbei trudelten immer mal wieder Shootinganfragen ein, die ich glücklicherweise immer noch wahrnehmen konnte. Und es waren einfach so schöne Treffen mit tollen Menschen und meine Leidenschaft zur Fotografie entfachte im Frühling und Sommer 2018 neu! Mehr gibt´s auf der Homepage zu sehen: MoBlick

...Und dann kam der Tag. Im Instagram las ich, dass die liebste Carolina, eine wahnsinnig talentierte Fotografin @Foxografie, für eine Hochzeit nach Dresden kommen würde. Mein Herz machte tatsächlich einen kleinen Hüpfer, während ich ihre Story sah. Ich schrieb ihr also, ob sich noch eine kleine Lücke in ihrem Kalender für ein Kennenlernen zeigte. 
Siehe da! Tatsächlich schrieb sie mir sofort zurück und wir vereinbarten ein kleines Sonntagsmorgen-Date. Es brauchte nicht viel. Allein die herzliche Umarmung zeigte mir, wie schön der Morgen werden würde.
Kaum 5 Minuten später saßen wir in einem Café in der Dresdner Neustadt, aßen leckerste Sachen und redeten ohne Punkt und Komma. So vertraut, wie es nur Freundinnen können. Es ist schon verrückt, wie schnell man einen Menschen in sein Herz schließen kann! Es war unbeschreiblich schön. Ungestellt und echt. 
Ehrlich gesagt hatte ich aber immer noch ein bisschen Herzklopfen, während ich da Carolinas Stimme lauschte. So lange kannte ich sie schon virtuell. In Gedanken puzzelte ich daher ihre Erzählungen mit ihren Blogposts und Fotos zusammen und es entstand ein noch schöneres Gesamtbild... (Ja, Manchmal frage ich mich noch, ob ich nicht wie eine kleine Stalkerin rüberkomme, wenn ich das schreibe.)
 
digitale Fotos von Carolina @Foxografie


Da haben wir mal wieder das Verrückte an SocialMedia: Man lernt unbekannte Menschen kennen und es entstehen so schöne Freundschaften.

So ähnlich war es mir ja erst ein paar Monate zuvor mit der lieben Luena ergangen. Sie kam nach unserem zauberhaften Kennenlernen und ersten Fotoshooting in Leipzig, im Juni 2018 extra zu uns nach Dresden gefahren, um ein paar Babybauchbilder von mir und meinem Lieblingsmann zu machen. Wir probierten so viel herum, experimentierten mit Licht, Kleidern und der Umgebung und ich liebe die dabei entstandenen Fotos sehr. ♥
Mehr Eindrücke vom Babybauchshooting bekommt ihr übrigens hier: Memorial Photography 
@Memorial Photography


Wir besuchten außerdem die Hochzeit meiner ehemaligen Komilitonnin Lydia und trafen dabei meine Freunde, die Füchse, wieder. ♥
Dabei genieße ich es immer, "nur" als Gast auf Hochzeiten zu sein. Ich lasse bei solchen Gelegenheit meine digitale Kamera immer zuhause, um nicht in Versuchung zu geraten, unzählige Fotos zu schießen. Stattdessen reicht mir die Analogfotografie aus. 36 Bilder sind auf dem Film. Man kann also gezielte Erinnerungen festhalten, aber wird kaum angesprochen nun auftragsbedingt noch dies oder das Foto zu schießen. Hat sich für mich als bewährtes Mittel erwiesen.
 
 

Als meine Lea aus dem Urlaub wieder da war, gingen wir in eines unserer Stammlokale Frühstücken und schlugen uns die wachsenden Schwangerschaftsbäuche so richtig voll.


Selbst die Abende waren so lau.
Wir freuten uns, als es eines Abends anfing in Strömen zu regnen und sich die Luft wenigstens für die nächsten Stunden etwas abkühlte.

Die 31. Schwangerschaftswoche brach an und zog an mir vorbei und so langsam sehnte ich mich so sehr danach, den kleinen Mann endlich sehen zu können. Neun Wochen sollte es noch dauern? Das konnte ich mir kaum vorstellen.
 


Aber - Sicherlich wissen es viele von euch:  Es dauerte keine neun Wochen mehr.
Ich begleitete am Wochende der 32. Schwangerschaftswoche eine letzte Hochzeit. 
Das Brautpaar und ich bangten lange, ob ich überhaupt dabei sein konnte. Schließlich ist man als Schwangere nie davor gefeilt, dass irgendetwas dazwischen kommt. Der Kreislauf, die Wassereinlagerungen, vorzeitige Wehen, allgemeines Unwohlsein, Schlappheit oder verordnete Bettruhe. Alles wäre möglich gewesen... Aber ich fühlte mich topfit, war bloß eben ein bisschen langsamer und schwerfälliger.
Wir waren so froh, dass ich die Beiden begleiten konnte und alles so reibungslos verlief!

 Direkt nach der Hochzeit ging es für mich in die Heimat, wobei ich auf die nächste Hochzeit watschelte. Dieses Mal jedoch als Gast. Schön war es, emotional und lustig zugleich. Ich genoss, Freunde um mich zu haben. Auch solche, die ich ewig nicht gesehen hatte. Odett und Erik, ebenfalss Freunde, aber auch wunderbar talentierte Fotografen, stellten im Übrigen ihre Fotobox zur Verfügung, wobei diese Schnappschüsse entstanden.

 Nun, wie die Bilder bereits verraten, hielt die Schwangerschaft nicht mehr lange an.
Einen Tag nach den beiden Hochzeiten begannen meine Wehen.
Nur leider erkannte ich es nicht :D
Ich hatte Bauchschmerzen und war ein wenig besorgt, schob es jedoch darauf, Senkwehen zu haben. Wir besuchten also noch Freunde und Familie in der Heimat und machten uns gen Abend wieder auf den Weg nach Dresden. Als dann allerdings in der Nacht und am nächsten Morgen die Bauchschmerzen immer noch nicht verschwanden nd tendenziell eher stärker wurden, entschied ich mich schließlich doch zum Arzt zu gehen.
Die eindrucksvollste Geschichte stellt für meine Freunde immer noch dar, dass ich mit Wehen im Abstand von 5 Minuten in den öffentlichen Verkehrsmitteln zum Gynäkologen fuhr und mitten auf der Hauptstraße kurz stehen bleiben und Wehen veratmen musste. 
Wohl bemrkt: Ich rechnete immer noch nicht damit, dass ich nur 5 Stunden später meinen kleinen Sohn in den Armen halten würde. 
Auch der beunruhigte Arzt und die Einlieferung in die Notaufnahme bzw. Kreißsaal mit blaulichtfahrendem RTW, ließ mich noch nicht an eine Entbindung glauben. So richtig fiel der Groschen erst, als sich drei Ärztinnen, zwei Hebammen, zwei Schwestern im Kreißsaal auf mich stürtzen und mich mit besorgten Mienen untersuchten. 
Da begriff ich es. 
Er war auf dem Weg.
Hatte ich doch stets mit einer verfrühten Geburt gerechnet (Der eigentliche Entbidungstermin hätte Ende August sein sollen), so glaubte ich bis zu diesem Zeitpunkt immer noch ein Julikind zu bekommen.
Während alle um mich herum Angst hatten und sich Sorgen machten, musste ich mich mit dem Gedanken anfreunden, meinen Sohn im Juni zur Welt zu bringen. :D Aber was sollte ich schon großartig ändern können? Er hatte es entschieden und sich über 31 Stunden bereits angekündigt. 
 Ich durfte spontan entbinden, was für mich pures Glück bedeutete und mich euphorisierte. (Die Diskussion um eine Sectio wurde Gott sei Dank schnell abgelehnt, da das geschätzte Geburtsgewicht für eine Entbindung auf natürliche Weise ausreichte).
In keiner Sekunde verspürte ich Angst. Ich war aufgeregt und freute mich, den Kleinen bald sehen zu können und glücklicherweise diese Reise mit ihm gemeinsam anzutreten!

 

Lediglich drei Stunden nach der Erkenntnis, dass er auf dem Weg sei, war er auch schon da. Unser kleines Wunder! Zerbrechlich und winzig klein. Aber er war da. Ein richtiges Menschlein. Mit allem drum und dran. Das atmen viel ihm noch etwas schwer und er hing aus tausend Kabeln. Aber das war egal. Mein kleiner Sonnenschein und Kämpfer. 1850g. Für sein Alter ein richtiges Schwergewicht.
Wir waren ab jetzt eine richtige Familie: Mama und Papa.


 Die nächsten Wochen gingen so dahin.
Der Kleine musste noch Wochen im Krankenhaus bleiben.Ich wurde nach wenigen Tagen aus der Klinik entlassen und so begann der Alltag, in dem ich tagtäglich zu ihm pendelte. Ich freute mich ihn wachsen zu sehen, wei er stärker und größer wurde, wie Kabel um Kabel entfernt wurde. Und wir fieberten auf den Tag hin, dass wir ihn endlich mit heim nehmen konnten.
 

 Währenddessen bewunderte ich meinen Körper. Da hatte ich doch gerade erst entbunden und schon schob sich alles wieder an seinen Platz zurück.

Meine Schwester und Freunde hatten für mich eine Babyparty geplant, die durch die Frühgeburt nicht wie geplant stattfinden konnte. Aber sie ließen es sich trotzdem nicht nehmen und überraschten mich eines Mittags, als ich aus der Klinik kam. Ich war sprachlos und unglaublich glücklich, solche liebe Menschen um mich zu haben.

Nach einem Rückschlag mit unserem Sonnenschein, verbrachte ich nochmals zwei Wochen mit ihm gemeinsam in der Klinik. Das waren die schlimmsten Tage nach seiner Entbindung. 
Bis dahin konnte ich alles gut ertragen. Klar, die hormonbedingten Tiefs gibt es es nach jeder Schwangerschaft: Die Heultage, das Achterbahnfahren der Gefühle. 
Aber diese letzten Tage, bevor wir heim konnten, lasten schwer auf meinem Gemüt. Wir lagen isoliert von allem, durften nicht vor die Tür. Ständig hatte ich das Piepsen der Überwachung im Ohr. Tag und Nacht. Ich sah die Monitore mit den Sauerstoffwerten etc. Wir wussten nicht, wie lange wir dort bleiben würden. Anfangs hoffte ich, dass es sich nur um zwei, drei Tage handeln würde. 
Dann vergingen fünf Tage, dann eine Woche. 
Als wir nach neun Tagen immer noch keine Prognose hatten, brachen bei mir alle Dämme. Ich heulte und schluchzte die ganze Nacht bis in die frühen Morgenstunden und fand einfach keinen Schlaf; Ertrug es nicht mehr dort mit dem Kleinen alleine im Zimmer zu liegen. Der Lieblingsmann im warmen Bett zu Hause. Ich dagegen auf einer unbequemen Krankenhausliege, die man im Normalfall für zwei Nächte nutzen sollte. Und welche erst gar nicht nach einer Entbindung zu empfehlen war!
... Kein Ausweg vor Augen. Das Piepsen der Geräte im Hintergrund. Das Geschrei von unserem Sohn aller zwei Stunden. Das Gefühl, mit allem allein gelassen zu sein, und nicht aus dieser Situation heraus zu können. 
Das war der Punkt, wo ich alles hinschmeißen wollte.
Aber die lieben Schwestern auf der Station gaben mir schließlich Hoffnung und am selben Tag erklärte uns die Ärztin, dass wir nur zwei Tage später heim gehen dürften.
Da war er wieder: Der Ausweg, das Licht am Ende des Tunnels.
Zwei Tage. Das war das Ziel. Das ertrug ich. zweimal schlafen, zwei Tage noch Krankenhausessen vernichten, zwei Tage alleine für den Kleinen zuständig sein. 


Und dann, dann endlich ging es heim.
Als richtige Familie.
Endlich zu dritt.
Wir zeigten ihm die Wohnung und sein Bett. Erzählten ihn, was wir die nächsten Tage machen wollten und schufen uns endlich einen neuen Alltag. Alltag. Weit weg von der Klinik. Für uns.

 



So verstrich der Sommer und wir konnten endlich das neue Leben anfangen, auf das wir Wochen und Monate hingefiebert hatten!

[to  be continued]